Gedanken und Gefühle
Vielleicht bist du jemand, der sich noch nie Gedanken gemacht hat, daß Gedanken und Gefühle eine Wirkung haben.
Vielleicht hast du noch nie darüber nachgedacht, daß es einen Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen geben kann.
Wie soll das gehen? Fragst du dich vielleicht.
Was soll das bringen? Fragst du dich vielleicht.
Was hat das denn mit meinem eigentlichen Problem zu tun? Worin liegt denn der Sinn, mich mit meinen Gedanken und Gefühlen zu befassen, als mit meinem Problem?
So, gehen wir mal realistisch an die Sache. Dich beschäftigt ein Problem. Fakt. In dem Wort Problem ist das „PRO“ enthalten. Und PRO bedeutet immer „für“ etwas zu sein. Also schickt dir dein Problem auch gleichzeitig die Lösung, da das Leben nicht gegen dich arbeitet. Es ist darauf ausgerichtet zu leben, deswegen heißt es das Leben. Das Leben würde nie, selbst deins nicht, etwas unternehmen, das ihm schadet. Denn es will leben. So gibt es auch die Wörter Lebenserhaltungstrieb oder Selbstheilung, nur um einige zu nennen.
Jetzt kommt eine Situation in dein Leben, dein Problem, die dir gar nicht schmeckt. Ärger und dergleichen kommt in dir auf. Ich nenne hier mal das Wort Ärger stellvertretend für viele verschiedene Gefühle wie zB Wut, Trotz, Trauer, Haß, Neid, Ablehnung, Minderwertigkeiten . . .
Du fragst dich, was soll das Ganze? Es wurmt dich und kränkt dich und paßt dir so gar nicht in dem Kram. Du ärgerst dich. Ich hatte doch alles so schön geplant. Mensch, womit hab ich das jetzt verdient, daß genau dieses Problem jetzt in mein Leben kommt?
Da dein Leben auf Selbsterhaltung und Heilung ausgerichtet ist, muß dir dein Problem doch irgendwie nützlich sein. Sonst würde es nicht grade in deinem Leben passieren. Es passiert also grade, es geht durch. Es läuft grade genau durch dein Leben. Nicht durch das Leben deines Nachbarn. Durch deins.
Und jetzt machen wir mal etwas anders als sonst. Denn in unserem Hinterkopf schwirren die Wörter Selbsterhaltung und Heilung.
Wir nehmen mal an, das soll was Gutes für uns sein, was da grade passiert. Wir probieren mal, es für ein paar Momente mit anderen Augen zu betrachten. Einfach so gut es grad geht, mal anders zu reagieren als üblich. Auch wenn wir noch nicht im Geringsten verstehen können, wo denn verdammt nochmal, hier in meinem Problem, etwas Gutes für mich sein soll.
Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf unsere Gedanken.
Was denke ich grade?
Das kann zB sein:
Nee also, das geht gar nicht, was denkt der oder die sich denn dabei?
Wieso immer ich?
Och man, was soll das denn jetzt?
Wieso passiert mir das immer?
Warum macht der oder die das denn mit mir?
Was habe ich bloß getan, daß er oder sie mich so behandelt?
Wenn du das mal probieren möchtest, geschieht schon was sehr wesentliches in dir. Wenn du das tust, also zu dir blickst, deine Gedanken auf dich richtest und dich beobachtest, fließt Energie zu dir. Und zwar deine Energie. JA deine Energie, die du sonst immer abgegeben hast und weitergeleitet hast in einen Menschen oder eine Situation, der oder die den Ärger in dir hervorgerufen hat. Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Ich gratuliere dir hier schon mal, wenn dir dies gelingt. Denn du reagierst nicht wie sonst auf das Ärgernis, sondern agierst, da du deine Gedanken beobachtest. Agieren heißt, du tust etwas bewußt. Reagieren ist wohl augenscheinlich auch bewußt, aber auf einer tieferen Ebene, l ä ß t dich etwas so reagieren wie du es halt tust.
Was könnte das sein, daß da auf einer tieferen Ebene deinen Ärger auslöst? Warum ärgerst du dich überhaupt?
Man könnte den Ärger jetzt verdrängen oder auch Stunden, Tage, Wochen oder Monate, ja sogar Jahre mit sich rumtragen. Man könnte ihn dem jeweiligen Menschen oder der jeweiligen Situation entgegenschleudern, der oder die ihn ausgelöst hat — aber dann geben wir ihn an einer unangebrachten Stelle ab.
Es wäre doch total unlogisch, wenn das Leben dir Ärger schickt, obwohl Frieden viel gesünder ist. Es muß sich also etwas dabei gedacht haben. Jedes Mal, wenn das Leben dir Ärger schickt, erinnert es dich daran, daß hier etwas in dir nicht heil ist. Dein Leben will in allen Belangen heil sein, um lebensfähig zu sein und zu bleiben.
Ich möchte dich jetzt ermutigen, deinen Ärger zu fühlen. Das ist alles.
Setz dich hin und sei mit dem Ärger, fühle ihn.
Ja, es fühlt sich schrecklich an.
Oder aber du denkst, wieso den Ärger fühlen, ich merke doch gar nichts. Ich ärgere mich zwar, aber so aus der Fassung bringt es mich nun auch nicht. In diesem Fall ist es schon weiter fortgeschritten und du bist sozusagen schon „abgestumpft“ gegen Ärger. Eingemauert, in einer Art Fassung halt, starr, stur. Aber immerhin steckst du ja in einem Problem und das Leben will dir helfen. Es ist auf alle Fälle auf deiner Seite. Voll und ganz!
Ärger ist auch Energie. Es ist die Energie des Ärgers, die du spürst. Es ist die Energie, die dich berührt, an einer empfindlichen Stelle. Da die Energie des Ärgers dich nicht einfach durchfließen kann, sie dich einfach nur passieren will, ist da offensichtlich ein Stau, eine Blockade. Diese Blockade ist im Laufe der Zeit entstanden. Und zwar jedes Mal, wenn du ein Gefühl nicht fühlen wolltest, konntest.
Nun ist es keinesfalls auf Anhieb einfach, seine aufgestauten Gefühle zu fühlen. Und doch ist dies ein Weg, der Frieden bringt. Denn ist der Stau aufgelöst, kann alles fließen und alles passieren. Nichts bleibt haften und staut. Das Leben fließt. Es ist immer in Bewegung. Es hält nicht an und es staut nichts auf. Stau ist Stillstand. Keine Bewegung kein Leben.
Alles ist für eine bestimmte Zeit machbar, auch ein Stau. Aber irgendwann ist das Maß voll und es fließt über. Und meistens dort, wo nicht die Ursache liegt. Meistens ergießt sich dieser Strom dann auf jenen Menschen oder jene Situation, die unseren Ärger hervorriefen. Aber der Ärger war schon in uns, er ist schon vorher angestaut worden von uns, indem wir ihn ein ums andere Mal verdrängten.
Leider wurde uns weder zu Hause noch im Kindergarten noch in der Schule beigebracht, wie wir mit unangenehmen Gefühlen umgehen. Ganz im Gegenteil. Wir lernten sogar noch, sie zu verdrängen „Mensch, ärgere dich nicht“.
Jetzt aber ist die Zeit reif, selbst tätig zu werden. Und so haben Gedanken und Gefühle Einfluß auf dein Leben. Auf den Fluß deines Lebens. Wenn sie kommen, möchten sie nicht bleiben, sie wollen passieren, durchfließen, geschehen. Ist der Weg frei, passiert, geschieht etwas in dir. Dadurch, daß kein Stau mehr vorhanden ist, ist auch dein Problem in Fluß gekommen. Es bewegt sich. Es passiert wundersames.
Tritt jetzt nochmal ein Mensch oder eine Situation in dein Leben, der oder die sonst permanent deinen Ärger hervorrief, ärgert es dich nicht mehr. Es ist weggespült. Und hinter diesem Stau war etwas verborgen, das jetzt mit der Flut wieder zum Vorschein kommt. Nämlich eine Kraft von dir, die du eingeschlossen hattest in dem Staudamm. Und diese Kraft läßt dich in der gleichen Situation anders reagieren oder agieren.
Da jetzt der Teil von dir befreit wurde, wirst du nicht mehr angetriggert bzw geärgert. Diese eingesperrte Kraft wollte leben und nicht eingesperrt sein hinter Ärger. Erst mußte der Ärger fort, dann ist der Weg frei für Kraft.
Also auf einer tieferen Ebene ruft immer das um Hilfe, was du in dem Stau von dir abgetrennt hast. Also die Kraft von dir, die du nicht lebst, rüttelt am Stau, um befreit zu werden. Sie rüttelt also am Ärger. Sie kann sich nur befreien, wenn der Ärger aufgelöst wird. Energetisch bedeutet das, der Stau bröckelt mehr und mehr, wenn du ihn fühlst.
Ein riesengroßes Halleluja und aller herzlichen Glückwunsch, wenn du es bis hierhin schaffst. Ich verneige mich vor dir und vor deinem Mut. Du warst großartig mutig, dir selbst in die Augen zu schauen, bei dir zu bleiben und dir alles zu geben. Du bist wundervoll, du geliebtes göttliches Wesen. Du hast die Lage durchschaut und auf dich gebaut. Ich gratuliere dir aus tiefster Seele. Du hast jetzt den Mut, dir selbst zu begegnen. Mit jedem Schritt machst du Frieden in dir und so auch im Außen.